Edinburghplatz | Flughafen-Riem-Straße | Londonstraße | 81829 München
Bauherr GEWOFAG Holding GmbH
GF ca. 20.000 m² | 198 Wohneinheiten mit integrierter Kinderkrippe, zwei Tiefgaragen und einem Gemeinschaftsraum
Leistungsumfang LPH 1-9
Baubeginn Frühjahr 2015
Fertigstellung Frühjahr bzw. Sommer 2017
Beauftragung aus einem Realisierungswettbewerb Okt. 2012 | 1. Preis in Arbeitsgemeinschaft mit Grassinger Emrich Architekten
Landschaftsarchitektur von Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH
Die GEWOFAG realisierte einen Geschosswohnungsbau auf zwei Baufeldern, WA1+ WA12, im 4. Bauabschnitt in München Riem. Dieses Planungsgebiet liegt im westlichsten Teil der neuen Messestadt Riem im südlichen Anschluss des Edinburghplatzes. Im Osten grenzt das Gebiet an einen Grünzug, im Westen an den Landschaftspark.
Im Baufeld WA1 wurden sechs Wohngebäude mit drei bis fünf oberirdischen Geschossen, einem unterirdischen Geschoss und gemeinsamer Tiefgarage errichtet. Im Baufeld WA12 wurden fünf Wohngebäude mit drei bis fünf oberirdischen Geschossen, einem unterirdischen Geschoss und gemeinsamer Tiefgarage errichtet. In WA 12 entstand zusätzlich eine dreigruppige Kinderkrippe und ein Gemeinschaftsraum für die Bewohner der Anlage.
Es wurden unterschiedliche Wohnungstypen von 1-Raum-Wohnungen für eine Person bis 6-Raum-Wohnungen für sechs oder mehr Personen im geförderten Wohnungsbau (Kompro A und Kompro B) vorgesehen.
Insgesamt wurden 198 Wohnungen errichtet. Alle Wohnungen sind nach DIN 18040 Teil 2 barrierefrei erreichbar und nutzbar. In WA1 sind acht uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen vorhanden.
Mit Ausnahme der Riegel an den Grünzügen liegen die Gebäudezugänge an den Erschließungsstraßen. Die überdachten, großzügigen Vorzonen führen über Stufenanlagen zu dem erhöht liegenden Erdgeschossniveau. Die barrierefreien Zugänge liegen in den Innenhöfen und werden über in die Freianlagen integrierte Rampenanlagen erschlossen. Alle nicht hofseitigen Zugänge sind durchgesteckt, so dass die im Hof befindlichen Spielflächen direkt und gefahrlos für die im Haus wohnenden Kinder erreichbar sind.
Die Tiefgaragenzufahrten liegen möglichst verkehrsgünstig an der Nordseite (WA1) bzw. an der Westseite (WA12) und sind in die Bebauung integriert.
Das zentrale Thema des Entwurfs ist die Schaffung einer urbanen Gestalt nach außen und einer starken Öffnung der Fassaden nach innen zum grünen Hof. Zur Bewältigung der gegensätzlichen Ausprägungen zwischen städtebaulich gewünschter, aber auch sonnenbezogener Orientierung werden zwei sich unterscheidende Typen ausgebildet: Die Straßenfassade der Gebäude suggeriert Geschlossenheit und hüllt sich wie eine schützende Schale um den Baukörper. Daher findet man an den Fassadenseiten außen (nicht zum Innenhof gewandt) schräg einspringende Fensterelemente als „Französische Fenster“. Dies gewährleistet, dass wirklich allen Wohnungen eine Öffnung der Fassade zum Außenraum und zur Sonne hin ermöglicht wird. Die Balkonzone, zu den Innenhofbereichen gerichtet, ist mit rhythmisch angeordneten Streben gestaltet, die als Geländeraussteifung und Führungen für den auf Balkonvorderkante liegenden Sonnen- und Sichtschutz dienen. Hierdurch entstehen „Grüne“ Zimmer, die im verschatteten Zustand als hochwertige Wohnraumerweiterung nutzbar sind. Die innere Hoffassade ist im Gegensatz zur geschlossenen Straßenfassade von Durchlässigkeit und Vielschichtigkeit gekennzeichnet, der Versatz der Balkone bietet spannende und individuelle Raumerlebnisse.
Die Hofbereiche sind weitgehend von Zufahrts- und Aufstellflächen der Feuerwehr freigehalten. Dies schafft die Möglichkeit eines naturnahen Grünraums mit hoher Aufenthaltsqualität und einer optimalen Freiraumgestaltung ohne weitere Planungszwänge. Die Gestaltung der Hofräume schafft neue Begegnungszonen für eine kommunikative Nachbarschaft. Es entstehen Nachbarschaftszonen im Sinne eines Atriums, die ein Zusammenkommen mit lokalem Kinderspiel vereinen. Beide Hofräume haben mit einer üppigen Pflanzung einen grünen Charakter erhalten. Großbäume (u.a. Kiefernbäume) rahmen die grünen Karrees außerhalb der unterbauten Flächen ein und formen einen Miniaturwald, der mit organisch geschwungenen Pfaden durchzogen ist. Diese grünen Inseln dienen dem Aufenthalt und der Begegnung, zahlreiche Sitzmöglichkeiten laden inmitten von verschiedenen Grünstrukturen zum Verweilen und Entspannen ein. Die Lichtungen dienen als Spielinseln mit zahlreichen Angeboten zum Klettern und Toben. Die dichte Bepflanzung macht das Spielen dort zu einem echten Erlebnis für die Kinder und stellt zugleich einen Schallschutz zu den Wohngebäuden dar.
Den Terrassen sind locker bepflanzte Bewohnergärten vorgelagert, die für eine gemeinsame Nutzung ausgelegt sind.
In den immissionsbelasteten Bereichen Richtung Edinburghplatz hin (Lärmbelastungen aus der BAB Passau und aus dem nördlich angrenzenden Gewerbe) schützen zusätzliche Schallschutzmaßnahmen an den Fenstern und Lüfterelemente die Bewohner und garantieren ein angenehmes Raumklima.
Die zweigeschossige Kinderkrippe befindet sich im Nord-West-Riegel des WA12. In dieser Lage ist sie gut auffindbar und verkehrsgünstig erschlossen. Die Gruppenräume orientieren sich nach Süden, in den geschützten Innenhof. Das Erdgeschoss ist barrierefrei vom Edinburghplatz erreichbar und ist gegenüber dem Hofniveau etwas abgesenkt. Die hofseitig am Gebäude ebenfalls abgesenkte Freifläche wird in Form einer Welle gegenüber dem Hofniveau ansteigend überhöht und bietet eine erleb- und nutzbare Höhenlandschaft für die Spielbereiche. Der gesamte Spielbereich ist von der Tiefgaragen-Unterbauung ausgespart, so dass hier Großbäume und Spieleinbauten eingesetzt werden konnten.
Teilnahme des Projekts an den |Architektouren 2018| der Bayerischen Architektenkammer Wohnbebauung mit integrierter Kinderkrippe (externer Link)